Bildstock im Kermeter
Heimbach

Ein Bildstock am Wegesrand ist in ländlichen Regionen wie der Eifel keine Seltenheit. Meist passieren wir sie, ohne dass wir etwas über ihre Historie erfahren. Im Falle des Marienbilds von Heimbach wäre dies mehr als schade, denn hinter diesem Glaubenszeichen steht eine Geschichte, die Außerordentliches bewegt hat.

Eine segens- und folgereiche Begegnung

Es muss wohl Schicksal gewesen sein. Als der Heimbacher „Ströhdecker“ Heinrich Fluitter 1470 in Köln ein spätgotisches Gnadenbild Marias sah, hegte er nur noch einen Wunsch: Er wollte diese Pietà kaufen und in seiner Heimat aufstellen. Aus den Notaten des Heimbacher Schreibers Michael Radermächer wissen wir, dass er sich zu diesem Zweck neun Mark lieh. Aus heutiger Sicht, eine Investition mit weitreichenden Folgen. Denn nicht nur, dass Heinrich Fluitter fortan sein Leben in den Dienst der Marienanbetung stellte. Auch die Heimbacher Wallfahrt und die Klostergründung Mariawald nahmen damit ihren Ausgang. Wer also heute über den waldreichen Kermeter wandert und an diesem Bildstock vorbeikommt, sollte einen Moment verweilen. Es ist ein Ort, der sich für Einheimische wie Auswärtige tief verbindet mit Marienverehrung, mit Anteilnahme für Leidende und Trauernde, ebenso wie mit der christlichen Hoffnung auf Erlösung. Die stets zahlreich aufgestellten Kerzen und Blumen bezeugen die stärkende Ausstrahlung dieses stillen Platzes seit über 550 Jahren.

Google Maps

Mit dem Laden der Karte akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Google.
Mehr erfahren

Karte laden

Marias Weg vom „Walddom“ zur Wallfahrtskirche

Die Marienfigur, die wir heute im Nationalpark vorfinden, ist allerdings noch jugendlich frisch. Hergestellt im 3D-Druckverfahren schlägt sie den Bogen von spätmittelalterlicher Handwerkskunst in die Neuzeit. Schon ihre durch Vandalismus zerstörte Vorgängerin war eine Kopie. Das Original ist seit 1981 – umrandet von einem sehenswerten Antwerpener Schnitzaltar – in der Heimbacher Wallfahrtskirche St. Salvator zu sehen. Doch was ist der Grund für das recht unstete Leben der Marienpietà? Als Heinrich Fluitter das Gnadenbild „up Berschet“ aufstellte und sich direkt daneben eine Einsiedelei baute, machte dieses Geschehen schnell die Runde. Mehr und mehr Gläubige suchten den Weg hinauf in den „Walddom“, wo die Marienfigur zunächst in einer Kapelle, später in einer kleinen hölzernen Kirche ausgestellt war. Die Wallfahrtsbewegung setze sich auch nach Fluitters Tod fort und überforderte bald seine frommen Nachfolger. So bat der Heimbacher Pfarrer die Zisterziensermönche von Bergheim, die Pilgerschar angemessen zu betreuen und zu bewirten. Fußläufig entfernt vom Wallfahrtsziel begannen sie mit der Errichtung eines Klosters, das 1487 offiziell als „Nemus Mariae“ (Mariawald) begründet wurde. Die Marienfigur zog um in die Klosterkirche, doch es blieb nur ein Zuhause auf Zeit. 1795 mussten die Mönche Mariawald im Zuge der Säkularisierung verlassen. Mit neunjähriger Verspätung kam das Gnadenbild hinunter nach Heimbach und macht die Stadt seither zum Wallfahrtsort.

Tour-Informationen

Tour Rundwanderung
Start Parkplatz „Über Rur“
52396 Heimbach
Aufstieg 273 m
Abstieg 273 m
Länge der Tour 7,1 km
Dauer 2:20 Stunden
GPX-File Download
Karte Download

Die Heimbacher Marienwallfahrt – Gemeinsam auf den Weg machen

Am Anfang der Heimbacher Wallfahrtsgeschichte steht die Radikalität des Heinrich Fluitter. Als Einsiedler stellte er sein Leben vollständig in den Dienst der Gottesmutter Maria. Dieses besondere Glaubenszeugnis – vielleicht auch ein häufig kolportiertes Tränenwunder – ließ die Pilgerschar zur Marienstatue stetig wachsen. Im Jahr 1770 sollen bereits 25.000 Gläubige auf den Kermeter gepilgert sein. Selbst zurzeit des Nationalsozialismus, der Prozessionen verbot, ließen sich Wallfahrer nicht von einem Besuch abhalten. Heute kommen jährlich rund 60.00 Pilger nach Heimbach und die Wallfahrtsoktav im Juli hat ihren festen Platz im Pfarrkalender vieler Gemeinden der Eifel und darüber hinaus. Ein Zeichen dafür, dass das Aufbrechen aus dem Gewohnten und das Unterwegssein zu besonderen Stätten des Glaubens seine Anziehungskraft bis in die Gegenwart bewahrt hat. Eine Tradition, die alle Religionsgemeinschaften eint.