Eifel-Blick Hagelkreuz
Nettersheim-Buir
Die Eifel kennt zahlreiche „Wetercruze“. Doch kaum eines steht an einem solch schönen Logenplatz wie das Buirer Hagelkreuz. Von hier schweift der Blick von der sanften Weite der Zülpicher Bördelandschaft bis hin zu den südlich aufragenden Vulkankuppen. Ein Platz, wie geschaffen zum Entschleunigen – bei jedem Wetter.
Ein wohltuender Ort für Kopf und Herz
Meist braucht es nur wenige Sekunden des Aufenthalts am Hagelkreuz, dann drückt sich automatisch der Pausenknopf unseres Gedankenkarussells. Vergessen sind Uhr und Handy. Hineinzoomen möchte man sich in die fast gemäldeartig wirkende Landschaft zu Füßen des Buirer Eifel-Blicks. Wohltuende Ruhemomente in unserer „atemlosen“ Zeit. Aufgestellt aber wurde das Hagelkreuz mit einer ganz anderen Mission. Es sollte Gott gnädig stimmen und die Dörfer der Umgebung vor schweren Unwettern beschützen.
Die Bitte um „gut Wetter“
Flut, Dürre, Sturm und Starkregen. Wie gut können wir heutzutage wieder die Ängste und Sorgen nachvollziehen, die die Gläubigen bewegten, 1903 auf der Anhöhe zwischen Nettersheim-Tondorf und Nettersheim-Buir – dort, wo vorher schon ein Holzkreuz stand – ein neues Wetterkreuz zu errichten. Es sollte ein Schutzschild sein gegen Blitzeinschlag und Hagel, sollte die Felder, Höfe und Häuser vor Unwettern bewahren. Es galt die Überzeugung, so weit ein Kreuz zu sehen ist, so weit sind Hab und Gut vor den Unbilden des Wetters gefeit. Mit dem gewählten Standort in 544 Meter Höhe war der erhoffte Wirkungskreis zumindest weiträumig gezogen.
Noch heute führen jährlich an Christi Himmelfahrt Prozessionen aus den umliegenden Dörfern Frohngau, Tondorf und Buir zum Hagelkreuz, um für eine gute Ernte zu bitten. Dabei werden auch Brotlaibe am Sockel des Kreuzes zur Segnung niedergelegt. Nach der Messe werden die Brote unter den Versammelten verteilt, doch einzelne – so will es die Tradition – werden zurück in die Gemeinden gebracht, um das gesegnete Brot an kranke, alte und bedürftige Menschen zu verteilen. Dieser Brauch geht der Erzählung nach auf ein altes Vermächtnis zurück.
Die Sage vom Buirer Segensbrot
Kurz vor seinem Tod verteilte ein begüterter, alleinstehender Bauer seinen Landbesitz an die ärmlichen Kleinbauern seines Dorfes. Verbunden war die Schenkung mit der Verpflichtung, ihrerseits stets der Ärmsten zu gedenken und den Hungernden etwas vom Ertrag der erhaltenen Felder und Flure abzugeben. Dies sollte jeweils am Himmelfahrtstage passieren. Für jedes Feld mussten die Bauern eine festgelegte Menge Brot zum Hagelkreuz bringen, welches dann nach der Segnung an die Armen verteilt wurde. Die „Brotbenden“, sprich die verschenkten Ländereien, durften nach dem Willen des Stifters nicht weiterverkauft werden. So vererbte sich die Verpflichtung zur Brotspende von Generation zu Generation und erinnert bis heute an die Kostbarkeit von Brot als „himmlisches“ Lebensmittel.
Wetterkreuze gegen Wetterdämonen
Blitzableiter, Regenradar und Zentralheizung. Unser Leben mit dem Wetter versuchen wir heute durch Technik beherrschbar zu machen. Ganz anders in früheren Zeiten, wo sich das Wettergeschehen tief mit dem Glauben verband. Wetterkreuze, Wetterprozessionen und Wetterfeiertage sollten Gottes Schutz vor den Naturgewalten erbitten. Mit dem Wetterkreuz verbindet sich die urchristliche Vorstellung von der abwehrenden Kraft des Kreuzes gegen das Böse. So weisen die aufgestellten Kreuze – wie das Buirer Hagelkreuz – mit ihrer Vorderseite meist gen Südwesten als Hauptwetterrichtung. „Hagelfeiern“ waren in der Eifel bis ins 19. Jahrhundert wichtige Ereignisse. Dabei führten die Prozessionen entlang von Wetter-, Hagel-, Donner- oder Schauerkreuzen und endeten mit dem oft in alle vier Himmelsrichtungen gesprochenen Wettersegen.