Hexenplatz
Monschau-Konzen

Sie ritten dem Aberglauben nach auf Besen, waren gar mit dem Teufel im Bunde und führten vermeintlich oft Böses im Schilde. Der Mythos um angebliche Hexen ist uralt. Am Konzener „Hexenplatz“ aber verbreiten sie wahrlich keinen Schrecken mehr. Im Gegenteil. Die künstlerisch-spielerische Inszenierung der alten lokalen Sage erhöht den Reiz des wunderschönen Naturplatzes noch einmal und lädt zum längeren Verweilen ein.

Ein verhext schöner Platz!

Es macht ein wenig neugierig. Wieso sollte ein „Hexenplatz“ ein Kraftort sein? Schließlich eilte den vermutet zaubermächtigen Frauen in der Vergangenheit nicht der beste Ruf voraus. Wenn Sie aber heutzutage  bei einer Wanderung oder Fahrradtour das Kranzbruchvenn durchqueren, wird der Konzener „Hexenplatz“ Sie sicherlich in seinen Bann ziehen. Nicht auf eine furchteinflößende, sondern auf eine äußerst einladende Weise. Das spiegelt sich schon im Format der Sitzbank wider.

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Stattliche fünf Meter misst die Eichenbank, aufgestellt in herrlicher Blickrichtung auf die umgebenden Feuchtwiesen des Venns, auf kleine Gehölzgruppen und Flurhecken sowie auf den in einer Senke dahinfließenden schmalen Bachlauf der Kall. Keine Bebauung nimmt der Aussicht ihren Reiz. Exklusiv werden Sie diesen wunderbaren Aussichtsplatz allerdings nie haben. Eine buckelnde Katze und eine Pfeife rauchende Hexe haben schon vor Ihnen auf der Bank Platz genommen. Zur märchenhaften Gesellschaft gehören eine zweite Hexe, vertieft ins Zwiegespräch mit einem Raben, eine Kröte und ein Hexenbesen im sitzpraktischen Großformat. Mit viel Charme und Augenzwinkern holt so das vom Mützenicher Diplom-Designer Didier Gehlen gestaltete und realisierte Figurenensemble den alten Mythos vom „Hexenplatz“ in unsere Zeit.

Tour-Informationen

Tour Rundwanderung
Start Parkplatz im Bereich des SimmBads
Walter-Bachmann-Str.
52152 Simmerath
Aufstieg 36 m
Abstieg 36 m
Länge der Tour 4,7 km
Dauer 1:15 Stunden
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Rollende Fuhrwerke am Tag, tanzende Hexen in der Nacht

Der Geschichtsschreibung nach ging es am helllichten Tag geschäftig her auf den Wegen zwischen Eicherscheid, Simmerath, Bickerath und Konzen. Bauern und Händler transportierten ihre Ernten und Waren, wie beispielsweise im Venn gestochenen Torf, geschlagenes Holz oder für den Hausbau benötigten Lehm. Mit Einbruch der Dunkelheit jedoch wurde es einsam an der einstigen Sechs-Wege-Kreuzung nahe der Siedlung Hoscheit. Zu stark war der mittelalterliche Glaube der Bevölkerung an diesem Ort von Nachtmahren „aufgebuckelt“ zu werden. Später sagte der Volksmund den Hexen der umliegenden Dörfer nach, sich „em hexetempel“ – so lautete die alte Flurbezeichnung – zu versammeln. Für den Konzener Heimatforscher Hans Steinröx war dies eine zeittypische Zuschreibung. Nicht nur im Monschauer Land haftete den außerhalb von Ortschaften gelegenen Wegkreuzungen – vielleicht wegen ihrer häufigen Nutzung als Richtorte – etwas Unheimliches an. Als Gegenzauber finden sich vielfach christliche Kreuze und Bildstöcke an diesen alten Verkehrsknotenpunkten. Ob das Kreuz am „Hexenplatz“ seine Wirkung erfolgreich entfaltete, bleibt im wörtlichen Sinne dahingestellt. Heute jedenfalls ist der „Hexenplatz“ ein Ort voll positiver Energie. Er ruft zu Fantasiereisen auf, erinnert an märchenhaften Schabernack und nicht zuletzt an eine naturnahe Spiritualität, wie sie die „weisen Hexen“ bis heute verkörpern.

Die „Hexe“ – zu jeder Zeit eingeflochten in Kultur und Glaube

So spielerisch und leicht die Inszenierung des „Hexenplatzes“ auch wirkt, verweist sie doch auf das bis heute nicht vollständig aufgearbeitete Kapitel des Hexenglaubens und der Hexenverfolgung. Denn die „Hexe“ existiert nicht nur als Märchenfigur. Historiker schätzen, dass allein in Deutschland zwischen 1450 und 1750 rund 25.000 Hinrichtungen aufgrund von „Hexerei“ erfolgt sind. Mehr als dreiviertel der Opfer waren Frauen. Die Beschuldigungen gingen zum einen aus dem Aberglauben einer noch weitgehend unaufgeklärten Gesellschaft hervor. Missernten, Krankheiten oder Naturkatastrophen wurden den bösen Kräften der „Hexen“ zugeschrieben. Zugleich wurden Anschuldigungen oftmals bewusst erhoben, um Personen sozial auszugrenzen, Rache zu üben oder in den Besitz ihrer Güter zu gelangen. Trotz allem waren „Hexen“ nicht nur negativ angesehen. Ihr Wissen über die Wirkung von Kräutern beispielsweise war geschätzt, ihre Liebeszauber gern genutzt. Leider ist die Hexen-Stigmatisierung und -verfolgung auf der Welt noch kein Vergangenheitsthema. Daran erinnert seit 2020 jährlich der 10. August als Internationaler Tag gegen Hexenwahn.